Teresa Arijón: Gedichte und freilaufende Tiere / Poemas y animales sueltos.
Aus dem argentinischen Spanisch von Silke Kleemann.
Layout: Fagott, Ffm
Seiten: 52, 19 x13 cm, Broschure
ISBN 978-3-949850-66-0
hochroth Heidelberg 2025
Alle Rechte liegen bei den Urheberinnen
Ankündigungstext:
„Die Gedichte sind meine freilaufenden Tiere“, hat Teresa Arijón einmal gesagt. Frösche, Wölfe, Tauben, Kaninchen, Hummer, Affen sind nur einige unserer Erdmitbewohner aus dem Tierreich, die ganz natürlich, freilaufend, meist einzeln ihren Platz einnehmen in Arijóns Werk, verspielt, beschwörend, episch erzählt. Immer sind sie ein unmittelbarer Kontaktpunkt zur Welt. Zu einer Welt, die mit dichterischem Blick erforscht und erfasst wird, um Augenblicke, Erkenntnisse zu sammeln, „das, was geht und nicht bleibt“. Auch das ist „Ars Poetica“: die Wunde lieben, sich selbst reflektieren in der Reflektion des Mondes auf dem Wasser. „Ozeane der Zeit, um mich selbst zu finden“.
Leseprobe:
Lawrence Ferlinghetti
Er sagt, er altert und spürt
dass das Leben sich in den Schwanz beißt,
Ouroboros in der fragilen Beharrlichkeit des Lichts.
Er sagt, er altert und wetteifert nicht mehr
um den unsterblichen Limbus der Wörter
und dass jetzt, unter der runzligen Haut und den Flügeln
die der Wind in seinen Augen geöffnet hat
die einzige Herausforderung der Himmel ist.
Er sagt, er altert und weiß sehr wohl
dass die Türen sich schließen und öffnen in rhythmischer Mattheit.
Dass er, was er nicht weiß, lesen wird auf dem Panzer einer Schildkröte,
in dem wilden Sternbild, das die wilde Pampa erhellt,
im Klang, den der Himmel schluckt
und als Echos zurückgibt.
Er sagt, der Dichter ist ein Fischer
für ihn ist der Himmel klar
selbst wenn er bedeckt ist.
Lawrence Ferlinghetti
Dice que envejece y que percibe
que la vida se muerde la cola,
ouroboros en la frágil insistencia de la luz.
Dice que envejece y ya no compite
por el limbo inmortal de las palabras
y que ahora, bajo la piel rugosa y las alas
que el viento abrió en sus ojos,
el único desafío es el cielo.
Dice que envejece y que no ignora
que las puertas se cierran y se abren con rítmico abatimiento.
Que va a leer lo que no sabe en el caparazón de una tortuga,
en la constelación salvaje que alumbra la pampa salvaje,
en el sonido que el cielo se traga
y devuelve en ecos.
Dice que el poeta es un pescador
para quien el cielo está despejado
aun si está cubierto.
TERESA ARIJÓN, geboren in Buenos Aires, Argentinien. Dichterin, Übersetzerin und Herausgeberin. Sie war Gastkünstlerin am IWP (Iowa, USA). 2014 erhielt sie den Premio Konex für ihre literarischen Übersetzungen. 2021 erschien ihr erstes Prosawerk, La mujer pintada, eine Kunstgeschichte erzählt aus der Perspektive von den Frauen, die für Künstler Modell saßen. Ihre Gedichte sind ins Englische, Portugiesische, Malaiische und Niederländische übersetzt. Dies ist ihre erste Veröffentlichung in deutscher Übersetzung.
SILKE KLEEMANN, 1976 in Köln geboren, studierte Angewandte Sprach- und Kulturwissenschaft in Mainz/Germersheim und arbeitet seit 2000 als Übersetzerin spanischsprachiger Literatur, Lektorin und Autorin. Sie übersetzt Romane (u. a. Juan Filloy, Marina Perezagua, Mariana Enriquez) ebenso wie Lyrik (u.a. Diana Bellessi, María José Ferrada, Tania Favela) und Kinder- und Jugendliteratur. Sie lebt in München.